Gemeinschaft inklusive: Ein Garten für alle im KAI Hückelhoven
Gute Planung ist bekanntlich die halbe Miete. Auch beim Wetter. Und so pausierte der Regen während der offiziellen Eröffnung des inklusiven Gemeinschaftsgartens „InGa“ an der Rheinstraße in Hückelhoven. „InGa“ ist ein gemeinsames Projekt des DRK Kreisverbandes und ViaNobis, einem anerkannten Träger der Behinderten- und Jugendhilfe.
Hückelhoven. Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes hat an der Rheinstraße einen „Kristallisationspunkt gegen Armut für Integration“ – kurz KAI – etabliert. Vorwiegend Menschen mit Fluchthintergrund nutzen die Beratungs-, Begleitungs- und Freizeitangebote des DRK. Ziel der Arbeit ist das Ankommen der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund in der Gesellschaft, kurz Integration.
Seit einiger Zeit zählt die gemeinsame Gartenarbeit zu den Angeboten des KAI. Denn gemeinsam mit ViaNobis haben die Mitarbeiter des KAI auf der Fläche eines ehemaligen Parkplatzes einen barrierefreien Garten entstehen lassen. Zunächst musste der Boden teilweise ausgetauscht werden. Wo einst Schotter und Pfützen das Gelände für Rollstuhlfahrer und Nutzer von Gehhilfen nahezu unpassierbar machten, laden nun barrierefreie Hochbeete, eine geräumige Pergola und wassergebundene Wegdecke auch Menschen mit Handicap zum Verweilen und zum Mitmachen ein.
Denn bei dem Gartenprojekt sind Helfer stets willkommen, betonte die Projektleiterin Kerstin Kresse bei der Eröffnung. Sie erinnerte auch an den Weg, bis aus der Idee des Gartens für alle „InGa“ werden konnte. 2021 hatten das DRK und Eingliederungshilfe von ViaNobis das Projekt beschlossen, um ihre Zielgruppen sichtbarer zu machen. ViaNobis engagiert sich in der Eingliederung von Menschen mit geistiger und psychischer Beeinträchtigung. Aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie war man verstärkt auf Angebote im Freien angewiesen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Also wurde „InGa“ mit der Unterstützung der Stadt Hückelhoven und der Lebenshilfe Heinsberg Schritt für Schritt realisiert. Die aufwendigen Bodenarbeiten übernahm die Firma Frauenrath und finanzielle Unterstützung gab es von Aktion Mensch.
Seit einigen Monaten trifft sich eine Gruppe von rund zwölf Freizeitgärtnern zweimal pro Woche, um „InGa“ zu hegen und zu pflegen. Jedes Treffen beginnt mit einem gemeinsamen Kaffee und Klönen in gemütlicher Runde. Es endet in einem gemeinsamen Abendessen, für das die Ernte aus dem Garten frisch verarbeitet wird. Doch natürlich steht bei „InGa“ nicht der gärtnerische Erfolg im Vordergrund. „Wichtig ist uns der Austausch“, betont Hannah Müller vom KAI Hückelhoven. „Die Menschen kommen ins Gespräch und lernen sich kennen.“ Deshalb steht der inklusive Gemeinschaftsgarten auch für Freizeitangebote und Grillfeste zur Verfügung. Lob gab es von Freizeitgärtner und Rollifahrer Norbert Voigt: „Für mich wird hier Inklusion gelebt, ich fühle mich hier sehr wohl.“
Der Hückelhovener Bürgermeister Bernd Jansen war beeindruckt von dem, was die Freizeitgärtner bisher geschaffen haben. „Es ist schön, wenn man gemeinsam ein Ziel verfolgt und es erreicht“, sagte er. Das Zwischenmenschliche sei nicht zu unterschätzen: „Solchen Projekte fördern menschliche Nähe und Freundschaft – was gibt es Schöneres?“ DRK-Geschäftsführer Lothar Terodde hob den Aspekt der Integration hervor. Den Teilnehmenden gelinge es, für sich neue Räume zu eröffnen, die außerhalb ihres bisherigen Wirkungskreises liegen. Deshalb hoffe er, dass die Gruppe ebenso wie „InGa“ selbst wächst und gedeiht. Einen Beitrag dazu hatte der Pflanzenhof Plum in Form eines Apfelbaums gespendet, den das Team um Kerstin Kresse während einer Regenpause auch in die Erde brachte.
Gefeiert wurde in den Räumen des KAI mit selbstgemachten Kuchen und Spezialitäten. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Musiker Norik Aghajanian, der selbst als Geflüchteter in Hückelhoven eine neue Heimat gefunden hat.
Die Gärtnerinnen und Gärtner haben noch viel vor, wie Hannah Müller weiß: „Wir haben viele Ideen und finden auch immer Unterstützer.“ So wird nun in Zusammenarbeit mit dem Bistum Aachen ein Bienenprojekt umgesetzt, sodass „InGa“ demnächst neben Obst und Gemüse auch frischen Honig liefert. Derzeit züchtet das Team Kürbisse für das Erntedankfest im Hückelhovener Shalompark. Weitere Ideen sind Tauschbörsen für Samen, Workshops zu Themen der Gartenarbeit, Kreativangebote und ein leicht zu verstehendes Kochbuch mit einfachen und leckeren Rezepten aus aller Welt. Denn Integration geht auch durch den Magen.
Lothar Terodde sieht den Kurs des DRK-Kreisverbandes bestätigt. „Verantwortung zu übernehmen für Menschen in Not ist Teil unseres Selbstverständnisses und seit der Gründung Aufgabe des DRK“, betont er. Durch die Schaffung der vier Kristallisationspunkte gegen Armut für Integration (KAI) in Heinsberg, Birgden, Erkelenz und Hückelhoven hat der Kreisverband sein Tätigkeitsfeld auf die Betreuung und Integration Geflüchteter vor Ort erweitert. So schafft das DRK durch Angebote wie Sprachkurse, Freizeitangebote und
praktische Hilfe wie Begleitung bei Behördengängen auch wichtige Abhilfe bei
kommunalen Engpässen.
INFOBOX:
Das Team des Integrativen Gemeinschaftsgartens „InGa“ trifft sich jeden
Mittwoch und Freitag von 15 Uhr bis 20 Uhr (ab Oktober 15 Uhr bis 18 Uhr) im
KAI, Rheinstraße 103 in Hückelhoven.
Informationen gibt es unter der Telefonnummer 02431 / 802 333. Abholung ist
nach vorheriger Absprache möglich.
Text und Bild: Textbüro Wichlatz